In Hochdorf / Enz wurde der Grabhügel des berühmten “Keltenfürsten von Hochdorf” (um 550 v. Chr.) nach Abschluss der Grabungen (1978/79) bis zu der angenommenen ur- sprünglichen Höhe von 6 m wieder aufgeschüttet. Der Hügelfuß (Durchmesser 62 m) wurde mit einer kräftigen Steinsetzung und einem Kranz aus Holzpfosten eingefasst, die Hügelkuppe mit einer steinernen Stele geschmückt. Doch unvermeidlich scheint die Bank neben der Stele zu sein, die den Grabhügel zum Aussichtspunkt degradiert.
Den original- und materialgetreuen Nachbau der Grabkammer findet der Besucher nicht an der ursprünglichen Stelle, sondern im Untergeschoss des 1989-1991 errichteten Museums am Ortsrand von Hochdorf. Ein 60 m langer und 6 m hoher Metallbogen an der Südseite der verglasten eingeschossigen Halle weist auf den Grabhügel hin, die rostroten Eisenplatten zwischen Bogen und Museum auf den Abgang in die Grabkammer. Das Grab und die Fundgegenstände sowie deren Einordnung in das archäologische und historische Umfeld bilden den thematischen Schwerpunkt der Ausstellung. Der Nachbau der Grabkammer vermittelt einen hervorragenden Eindruck vom Reichtum des Toten, aber auch von der außergewöhnlich qualitätsvollen Handwerksarbeit, mit der die einzelnen Ausstattungsstücke (Replikate) hergestellt wurden.
Beim Bau des Museums wurde die dort vermutete frühkeltische Siedlung entdeckt und anschließend ausgegraben. Um die Anziehungskraft des Museums zu steigern, wurde 1999 begonnen, neben dem Museum ein “keltisches Gehöft” zu errichten. Da die Grabungsbefunde nur aus Pfostengruben und Hausgräbchen bestanden, mussten diese Häuser - im Gegensatz zu den Repliken in der Grabkammer - in ihrem Aufbau weitgehend frei erfunden werden und unterscheiden sich deshalb auch ein wenig von Rekonstruktionen in anderen Museen.
Ein Beispiel für eine sorgfältige handwerkliche Kopie ist die Ausstattung des Grabes für dessen Rekonstruktion im Hochdorfer Museum (1985-1995). In stetigem Austausch mit dem Archäologen (J. Biel) entstanden in jahrelanger Arbeit durch einige Handwerker, die sich für diese Arbeit begeistern ließen, die komplizierten Schmiede- und Webarbeiten, die heute die Grabkammer zieren und dem Besucher eine Vorstellung von der Kunstfertigkeit und überragenden Qualität keltischer Handwerkstechnik vermitteln. Vergleicht man hiermit jedoch die “keltischen” Häuser, die in den letzten Jahren in den Freilichtmuseen errichtet wurden, so gewinnt man den Eindruck, dass beides nicht zusammenpasst. Auf der einen Seite hochqualifizierte Handwerker, die schwierigste Techniken beherrschen, auf der anderen Seite einfachste, oft primitive Zimmermannsarbeit, rohe Holzpfosten, unebene, staubige Lehmböden, struppige Strohböden und Holzkonstruktionen, die sich auf einfache Zapfenverbin- dung beschränken. Ein Grund für diese offensichtliche Diskrepanz sind die spärlichen archäologisch zu erfassenden Überreste der keltischen Siedlungen. Pfostenlöcher und Wandgräbchen sind die einzigen Spuren, die sich erhalten haben. Es bleibt dem Archäologen überlassen, welchen Entwicklungsstand der Holzbautechnik er für seine Holzrekonstruktion für richtig erachtet. ... (vgl. die Grab- und Häuserrekontruktionen im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim)
aus: Schmidt, Hartwig: Archäologische Denkmäler in Deutschland. 86-88, 64 (leicht gekürzt)
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