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letzte Aktualisierung:
10/08/07

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Heidengraben


Größtes Oppidum in Deutschland
Das spätkeltische Oppidum Heidengraben nordöstlich von Bad Urach auf der Schwäbischen Alb verbindet historische Bedeutung und erfahrbare Anschaulichkeit mit dem besonderen Reiz der Landschaft auf der Grabenstettener Halbinsel. ... Das Oppidum Heidengraben ist das größte seiner Art in Deutschland und gliedert sich in zwei Bereiche: Die äußeren Sperrwerke, die das Eindringen von der Albhochfläche und von den aus den Tälern führenden Wegen verhindern sollten und eine Gesamtfläche von 1662 ha umschließen, und ein inneres Befestigungssystem, das ein 153 ha großes Gebiet schützt, die sog. Elsachstadt, in der die Kernsiedlung vermutet wird.
Der Heidengraben liegt auf einer Hochfläche, die, nach Süden orientiert, fast wie eine Halbinsel deutlich von der sie umgebenden Albhochfläche getrennt erscheint. Tatsächlich ist aber nicht das gesamte Areal von Befestigungen umgeben. Dort, wo steile Abhänge und tief eingeschnittene Täler die natürliche Grenze des Plateaus bilden, wurde diese günstige topographische Situation geradezu meisterhaft in die Strategie miteinbezogen und überlegen genutzt.

Einheimische Tradition mit südlichem Einfluss
Die Besonderheiten eines keltischen Oppidums liegen nicht nur in seinen beachtlichen Ausmaßen, sondern auch in der charakteristischen Konstruktion seiner Mauern und Toranlagen. ... Sind “
murus gallicus” und Pfostenschlitzmauer (vgl. Donnersberg) durchaus Ergebnisse heimischer Entwicklung, so zeigt der Aufbau der Toranlagen des Heidengrabens deutlich mediterranen Einfluss. Es sind bis auf zwei Ausnahmen (Tor D und G) sog. Zangentore (vgl. Donnersberg), bei denen die Mauerzüge rechtwinklig und parallel nach innen einbiegen und eine Torgasse bilden, die am rückwärtigen Ende mit einem hölzernen, meist zweiflügeligen Torbau verschlossen wird. Das 1981 untersuchte Tor G weicht insofern von der strikten Zangenform ab, als die Mauerwangen nicht rechtwinklig zum Tor ziehen, sondern trichterförmig angelegt sind und somit einen kleinen Vorplatz bilden, der von der Mauer aus eine günstige Angriffsfläche bot. Die Befunde wurden nach der Ausgrabung konserviert.

Bestattungsplatz im Oppidum - Zweifel an einer Hypothese
Innerhalb der Außenumwehrung des Heidengrabens liegt nahe des 1838 errichteten Burrenhofs (Burren = Hügel) ein
hallstattzeitliches Grabhügelfeld mit 25-30 Tumuli, die 1893 erstmals erforscht wurden. Eine durch Flurbereinigungsmaßnahmen notwendig gewordene Nachuntersuchung der Hügelreste erbrachte verblüffende Ergebnisse. Man wusste bisher, das die Nekropole seit der älteren Hallstattzeit bestand und bis in die jüngere Hallstattzeit belegt wurde. Zum ersten Mal konnte bei den jüngsten Untersuchungen ein Hügel mit fast quadratischem Grundriss nachgewiesen werden - ein in Süddeutschland ungewöhnlicher Befund. - Am erstaunlichsten aber war die Entdeckung kleiner, zum Teil sich überschneidender Gräben. Die Grabensysteme überziehen das gesamte Hügelareal und widerlegen mit ihrem latènezeitlichen Fundspektrum die bis dahin vertretene These, die hallstattzeitliche Hügelgruppe am Burrenhof stünde in keinerlei Beziehung zum Oppidum. Welchen Zweck diese Gräben und einige randliche, fundleere Gruben allerdings erfüllten, muss vorerst eine offene Frage bleiben.”
                                                                                                                
aus: Hanke, Adelheid (2001) 75 f.
Reger Handel mit dem Süden
Betrachtet man den Heidengraben in seiner Gesamtheit, so fällt die außerordentlich überlegte Streckenführung seiner Sperrwerke auf, die die natürlichen Hindernisse des Geländes miteinbeziehend nutzen und nur diejenigen Zugänge sichern, die vom Tal oder der Hochfläche her leicht zu überwinden gewesen wären. - Diese Art eines befestigten Siedlungsraumes mit Zangentoren hat ihre Wureln in den mediterranen Festujngsbauten jener Zeit und wurde von den mitteleuropäischen Kelten in die ihnen gemäße und erprobte Holz-Erde-Bauweise mit Mauerverblendung aus Bruchsteinen umgesetzt. - Dass diese riesenhafte Oppidum nicht nur regionales Zentrum war, sondern rege und intensive Handelsbeziehungen zum Mittelmeergebiet pflegte, belegen zahlreiche Funde importierter Waren. Die große Anzahl keltischer Münzen aus dem Oppidum selbst darf ebenfalls als Beweis eines blühenden Wirtschaftslebens gelten. (vgl.
Manching)
Die Frage nach dem Grund für die Wahl des Standortes auf diesem Teil der Schwäbischen Alb kann indessen noch nicht schlüssig beantwortet werden. Sicher trug die strategisch günstige Situation dazu bei. Vielleicht aber werden künftige Untersuchungen der zahlreichen Eisenöfen und Schlackenhalden in den Tälern rings um das Oppidum dies weiter zu klären vermögen.

Ein
archäologisches Objekt von so hohem Rang, wie es der Heidengraben darstellt, bedarf auch des besonderen Schutzes. Und hier haben sich Flurbereinigungsämter, die Regierungspräsidien Stuttgart und Tübingen, aber auch die betroffenen Gemeinden in vorbildlicher Weise um seine Erhaltung verdient gemacht. Die Zonen der Befestigungsmauern, der Gräben, Toranlagen und das Grabhügelfeld wurden von den Gemeinden erworben und somit der landwirtschaftlichen Nutzung oder baulichen Eingriffen entzogen. Sie sind heute mit Wiese oder Buschwerk bewachsen und werden regelmäßig kontrolliert und gepflegt.”
                                                                                                                  
aus: Hanke, Adelheid (2001) 81

“Nordöstlich von
Bad Urach (Baden-Württemberg), auf der Hochebene der Schwäbischen Alb, liegt das keltische OppidumHeidengraben”. Die 1980 ausgegrabene und anschließend rekonstruierte Toranlage nordlich von Erkenbrechtsweiler ist eine Station des ausgeschilderten archäologischen Wanderweges. Der Wiederaufbau ist nur eine niedrige Teilrekonstruktion des Zangentores (Tor G) und kann keinen Eindruck vermitteln von der sicher einmal 3 bis 4 m hohen Toranlage. Dafür steht der Besucher hier aber auf einem Stück des originalen keltischen Straßenpflasters. Der Wall ist auf beiden Seiten des Tores noch gut zu erkennen. Südlich des Tores, beim “Burrenhof”, ist ein Gräberfeld mit acht wieder aufgeschütteten hallstattzeitlichen Grabhügeln.”
                                                                                                                  
aus: Schmidt, Hartwig (2000) 94

Topographische Karte: TK 7422 - L 7522
 
Rieckhoff, Sabine u. Biel, Jörg (2001), 351
Wanderkarte: Haneke, Adelheid (2001), 78

Archäologischer Wanderweg Grabenstetten und Erkenbrechtsweiler

 
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Anfahrt:
Über A8 Stuttgart-München, Abfahrt Kirchheim/Teck, über die B465 nach Owen,
am westlichen Ortsausgang Richtung Beuren, vor dem Ort links nach
Erkenbrechtsweiler.

Literaturhinweise:

Fischer, Franz

Oppidum “Heidengraben”

in Rieckhoff / Biel (2001), 351 ff.

weitere Literaturangaben

Fischer, Franz, a.a.O.

 


Weitere INFORMATION
über das OPPIDUM
“HEIDENGRABEN” bei Bad Urach ???

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